Dienstag, 8. November 2022

NO SLEEP ´TIL GÄLLIVARE – Laponia Triathlon 2022

 Da stehe ich nun und weiß immer noch nicht, welche Scheibe ich nehmen soll. Für das Visier meines Zeitfahrhelms. Die coole verspiegelte oder die klare? Im nächsten Moment weiß ich es: die klare Scheibe natürlich, um dieses echte, unbeschreibliche Licht der Mitternachtssonne ungetönt und ungefiltert sehen zu können. Dieses Licht, dessentwegen wir hier sind, am Strandbad Sandviken in Gällivare, um Mitternacht, zum Start des Laponia Triathlon 2022.

Vielleicht muss ich ein bisschen zurück in der Zeit gehen und das erklären: Ich bin Triathlet. Und wir, die ganze Familie, wir lieben den Norden. Nicht sonderlich überraschend also, dass ich schon meinen ersten Versuch auf der Langdistanz (3,8km Schwimmen, 180km Rad und ein Marathon) in Schweden unternommen habe. In Kalmar war das, beim „Järnmannen“, damals noch ein kleines Rennen mit unter 200 Startern, vor der Zeit unter dem offiziellen „Ironman“-Label. Seitdem habe ich die Distanz fünfzehnmal absolviert, davon elfmal in Skandinavien.  Es war dann wohl eine besondere Fügung, dass ich auf den Norseman Xtreme Triathlon in Norwegen aufmerksam wurde und mich sofort angemeldet habe. Dieses Rennen hat ein neues Level definiert: Extremtriathlon, kurz Xtri. Der Norseman war der Urknall dieser Entwicklung. Man springt weit draußen im Hardangerfjord früh morgens von einer Autofähre in schwarze Wasser, um in die Kleinstadt Eidfjord zu schwimmen. Dann fährt man mit dem Rad über die Hardangervidda, um dann einen Marathon zurückzulegen, der auf den 1.800m hohen Gaustatoppen führt.

Big Five: Die fünf Nördlichsten

Irgendwann fiel mir auf, dass die Wettkämpfe, die mich interessieren, alle in Skandinavien stattfanden. Schon war die nächste Idee geboren: die fünf nördlichsten Langdistanz-Triathlons der Erde zu absolvieren. Vier davon hatte ich schon, das heißt, genau genommen, hatten wir schon, denn bei dieser Art Triathlon braucht man oft eine Supportcrew, so war fast immer die ganze Familie unterwegs. Angefangen hatte es ja mit besagtem Norseman (mittlerweile waren wir dreimal dort), dann kam der wunderbare, aber mittlerweile eingestellte Oppland Xtreme über die Valdresflya in Norwegen. Dann noch der Swedeman im jämtländischen Åre und, am allernördlichsten Ende der Liste, der Lofoten Triathlon in Svolvaer. 2019 wollte ich mir einen weiteren Traum erfüllen und mit dem Laponia Triathlon im schwedischen Gällivare das Projekt abschließen. Um es kurz zu machen: ja, ich habe ihn absolviert, allerdings wurde wegen katastrophalem Wetter (2°, Dauerregen und Nebel) die Strecke verkürzt. Klar, dass ich für die volle Distanz noch einmal wiederkommen musste.

Der Kleinste unter den Großen

Zurück an den Strand von Sandviken, am Vassaaraträsk in Gällivare. Mittlerweile stehen alle 29 Starter, in ihre Neoprenanzüge gequetscht, hinter der Startlinie aufgereiht und warten darauf, dass Renndirektor Robert Johannsson das Startsignal gibt. Das winzige Teilnehmerfeld ist ein weiterer Grund, warum ich diese Art Wettkampf so liebe, und diesen hier ganz besonders. Ich habe die Riesenevents mit über 2000 Athleten schon lange hinter mir gelassen, mir gefällt die Entspanntheit dieser kleinen Rennen, auch wenn das heißt, dass man im Laufe des Tages vielleicht nur 3 oder 4 Mitstreiter da draußen trifft.

Die größte Besonderheit am Laponia Triathlon ist aber zweifellos die Startzeit. Pünktlich um Mitternacht drückt Robert auf den Auslöser der Pressluftfanfare und gibt den Start frei. Dieses Rennen geht durch die Nacht, eine Nacht ohne Finsternis, im unvergleichlichen Licht der Mitternachtssonne. Wer das durch eine verspiegelte Scheibe ansehen will, dem ist nicht zu helfen.   


Mitternachtsschwimmen

Es geht also los. Wir waten ins Wasser, mit 16° doch ausreichend angenehm. Der See ist spiegelglatt, die Orientierung, im Freiwasser immer so eine Sache, ist kinderleicht. Die Sonne lässt den Dundret, Gällivares Hausberg, der im Laufe des Tages noch eine große Rolle spielen soll, rot leuchten. Es ist fast ein Postkartenidyll, das wir durchqueren. Die Schwimmstrecke besteht aus einem gut 1,3km langen Dreieckskurs, der dreimal zu durchschwimmen ist. Beim kurzen Landgang dazwischen sehe ich die Athleten vor und hinter mir, man klatscht kurz ab oder zeigt ein „Daumen hoch“, irgendeine kleine Anfeuerung gibt es von jedem. Das ist übrigens eine weitere Besonderheit dieser kleinen Gemeinschaft, auch später auf dem Rad oder beim Laufen. Wann immer man sich begegnet grüßt man sich, ruft einmal mindesten kurz „heja“ oder winkt dem anderen, soviel Respekt zollt auch der Führende dem Letzten. Abgehobene VIPs gibt es hier nicht.


Auf der Radstrecke nachts um halb zwei

Anderthalb Stunden später sitze ich im Wechselzelt und zwänge mich mühsam in meine Radkleidung. Gar nicht so einfach, nass wie man ist. Schließlich habe ich es geschafft, schnappe mir mein Rad und rolle los. Der erste Teil der Radstrecke führt nach Norden, an der gewaltigen Mine von Malmberget vorbei, über einen 8km langen Anstieg zum Wendepunkt in Tjautjas. Die Straße ist so gut wie menschenleer, das Licht ist unwirklich. Fast möchte ich anhalten und nur schauen und fotografieren, aber ich habe es ja ein bisschen eilig. Inzwischen ist es mächtig kalt geworden, nur noch 5°. Ich freue mich auf den Wendepunkt und mein allerliebstes Straßenschild. „Här slutar allmän väg“ steht darauf. Die Straße endet hier. Danach kommt nur noch Wildnis. Wir wenden aber und rasen den Berg wieder herunter, zurück nach Gällivare und weiter nach Nattavaara, etwa 55km südlich. Hier wartet der nächste Sehnsuchtsort: die Verpflegungsstation bei 131km, wo es tatsächlich heißen Kaffee gibt!

Das macht alles anders. Die Kälte ist vergessen, der Rhythmus passt, die nächste kurze, aber heftige Steigung hinauf nach Nattavaara By ist wie im Flug erklommen. Für ein wenig Kurzweil sorgen dann doch die zwei Wendepunkte der Radstrecke, hier treffe ich die Athleten, die weit vor oder hinter mir liegen. Es ist spannend zu sehen, wie sich an der Spitze ein Duell entwickelt. Der unglaublich schnelle Lokalmatador Pontus Suorra liefert sich trotz der enormen Renndauer ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Joonas Lämsä aus Luleå. Bei den Frauen führt unangefochten Denise Kottwitz aus Spremberg, die mir nach der Wettkampfbesprechung am Tag vorher erzählt hat, dass sie nur wegen eines Rennberichts, den ich 2019 geschrieben hatte, hier gestartet ist. Soviel sei schon verraten: Denise ist am frühen Nachmittag nach gut 14 Stunden als erste Frau ins Ziel gekommen.

Von solchen Zeiten und Erfolgen bin ich dann doch weit entfernt. Mittlerweile, nach mehreren Stunden Renndauer und gut 150 km auf dem Rad, schmerzen Füße, Schultern und Rücken. Das ist nicht bedrohlich, aber unangenehm. Als Langdistanzler kennt man diesen Zustand und unterscheidet nach einem Zitat, dass ich bei Hakuri Murakami gelesen habe:  Schmerzen sind unvermeidlich, Leiden ist optional. Alles halb so schlimm, die Landschaft und die fast unwirkliche Stimmung in dieser Sommernacht entschädigen für Vieles. Trotzdem bin ich heilfroh, als ich schließlich die Wechselzone am See wieder erreiche.

Der zweite Wechsel geht deutlich schneller, noch vor 9:00 Uhr verlasse ich das Umkleidezelt und laufe los. Langsam und schwerfällig komme ich mir vor, aber immerhin laufe ich. Nach einer hartnäckigen Wadenverletzung in den letzten Trainingswochen war das nicht unbedingt zu erwarten, ich hatte mir allerhand Sorgen gemacht, ob das Vorhaben überhaupt gelingen würde. Ich mache einen Deal mit mir selbst aus: an Steigungen und technischen Passagen gehe ich, alle ungefährlich erscheinenden Streckenabschnitte laufe ich. Das funktioniert einigermaßen, wenn man davon absieht, dass die Strecke sehr anspruchsvoll ist und die schnellen Abschnitte deutlich in der Unterzahl. Aber ich will in erster Linie einmal überhaupt ankommen, das Zeitlimit von 18 Stunden einhalten.

Wandertag am Dundret

Nach 5 km verlässt der Kurs die Straße und biegt in den Wald ein. Hier schon kommt mir Pontus Suorra entgegen. Er hat am Aufstieg zum Dundret seinen Verfolger abgeschüttelt und einen 15-minütigen Vorsprung herausgelaufen. Als wir uns begegnen, streckt er fröhlich die Hand aus, wir klatschen ab, rufen einen kurzen Gruß und schon ist er wieder verschwunden, um weniger als eine halbe Stunde später als Sieger durchs Ziel zu laufen.


Ich trotte weiter. Es ist warm geworden, fast heiß für lappländische Verhältnisse, es wimmelt von Mücken hier im Wald. Nicht von ungefähr ist einer der Eventsponsoren in Hersteller von Mückenspray. Jeder Teilnehmer hat ein kleines Fläschchen erhalten. Ich nehme mir vor, den Spender fortan in mein Nachtgebet einzuschließen.

So weit und einsam die Radstrecke war, so abwechslungsreich ist der Lauf.  Ein Teil führt auf dem historischen Rallarstigen über Stock, Stein, Bäche und Wurzeln, der letzte und spektakulärste Abschnitt hinauf zum Dundret und wieder hinunter.


Das ist bei den Temperaturen ein ganz ordentlicher Kraftakt, auf etwa 5 km geht es 440 Höhenmeter hinauf. Oben gibt es Kaffee und eine unfassbare Aussicht bis zur Kebnekaise im Norden. Ich nehme mit Zeit für ein paar Fotos und mache mich auf die letzten 13 km. Die werden jetzt wirklich mühsam, die Füße schmerzen heftig, ich komme kaum noch voran und muss die meiste Zeit gehen. Trotzdem begegne ich noch Teilnehmern, die hinter mir sind. Ich denke an die unermüdlichen Helfer, die an 5 Verpflegungsstationen und mehreren Wegposten uns ihren Samstag (und die Nacht) opfern, nur damit wir so einen Unfug treiben können wie einen Langdistanztriathlon mitten in Lappland. Man kann das gar nicht genug würdigen. Hinter diesem Wettkampf steht keine Agentur, keine Firma sondern nur der Gällivare Endurance Club, ein lokaler Sportverein, der dieses Event aus eigenen Mitteln und mit der Hilfe einiger Sponsoren sozusagen mit eigenen Händen umsetzt. Das allein gibt ihm schon einen ganz besonderen Stellenwert in meinem Wertesystem der sympathischen Veranstaltungen. Überhaupt halte ich die Idee und den Willen, einen Triathlonverein nördlich des Polarkreises ins Leben zu rufen, für den Inbegriff unerschütterlicher Zuversicht. Auf den letzten Kilometern beginne ich, den Streckenposten zurück zu applaudieren, wenn sie aufmunternd in die Hände klatschen und „heja, heja“ rufen. Sie sitzen teils seit Stunden mutterseelenallein im Wald und warten darauf, 26 Triathleten, die über Stunden verteilt den Weg entlangkommen, die Richtung zu weisen.

Und dann, nach fast fünfzehneinhalb Stunden, ist sie plötzlich da, die Magie des letzten Kilometers. Alles ist vergessen, als wäre nichts gewesen, falle ich in lockeren Laufschritt, und biege fröhlich und endlos erleichtert, es wieder einmal geschafft zu haben, auf den Holzsteg am Strandbad ein, der heute Zielkanal eines Langdistanztriathlons war. 15:38:05h sind es geworden, mehr als deutlich unter 18 Stunden. Als ich das Minuten später endlich glauben kann, bin ich dann sehr zufrieden mit mir und attestiere mir großzügig selber, dass es kaum besser hätte laufen können.

Geschafft. Wieder mal.

Auch hier im Ziel sind die Mühen der Helfer unglaublich. Ich werde verpflegt und umsorgt, wie ich es kaum je erlebt habe. Müde, satt und zufrieden suche ich meine Sachen zusammen und mache mich auf, Robert, den Renndirektor, zu suchen, um ihm noch an Ort und Stelle einen Aufnahmeantrag in den Gällivare Endurance Club zu stellen.

 

Sonntag, 6. Oktober 2019

Know your northness - About North of Comfort Big 5

Man kommt ja oft auf dumme Ideen, wenn man nachts nicht schlafen kann. Vertreibt sich die Zeit mit unsinnigen Gedanken. Das kann zum Beispiel ein Ranking der nördlichsten Triathlon-Langdistanzen des Planeten sein.
Wenn man dann sogar aufstehen muss, um das alles am Computer zu prüfen, kann ganz überraschend eine Liste der absolvierten Wettkämpfe plus der Wunschrennen heraus. Nicht mehr und nicht weniger. Diese Liste sieht so aus (Stand Oktober 2016):

1. Lofoten Triathlon Extreme /68°14´N
2. Laponia Triathlon /67°8´N
3. Swedeman Xtreme Triathlon /63°24´N
4. Oppland Xtreme Triathlon /61°52´N
5. Norseman Xtreme Triathlon /60°28´N
Es fehlen Snaefelsnes Jarnkarl (kein Rennen), Fjord Xtreme Triathlon (gibt es nicht mehr) und ThorXtri (zu weit südlich, wäre Platz 6.)

Und dann kann es passieren, dass man noch vor dem Frühstück einen verrückten Plan hat. Die Big 5. Aktuell steht nach dem DNF 2018 nur noch der Swedeman aus, der soll 2020 nachgeholt werden. Dann sehen wir weiter...

Sometimes, when you can´t sleep at night, you start thinking silly thoughts. Thoughts like a ranking of the most northern long-distance-triathlon races on this planet.
When you even have to get up and see things up on your computer, the result is a list of the races you have done and those on your bucket-list. And this is what it looks like:
1. Lofoten Triathlon Extreme /68°14´N
2. Laponia Triathlon /67°8´N
3. Swedeman Xtreme Triathlon /63°24´N
4. Oppland Xtreme Triathlon /61°52´N
5. Norseman Xtreme Triathlon /60°8´N
Not included are Snaeflsnes Jarnkarl (no race), Fjord Xtreme Triathlon (no longer existing) and ThorXtri (too far south, probably rank #6) Those are the Big 5. Right now, only Swedeman is incomplete after 2018´s DNF, but scheduled for 2020. After that, we will see...


Donnerstag, 22. August 2019

A painful passion - Being North Of Comfort Triathlon.

Scroll down for English Version!


Ich will das mal erklären mit den North Of Comfort Big 5, besser noch, das mit North Of Comfort Triathlon überhaupt.

Wie die meisten Triathleten, hat alles mit der Vision von Hawaii und Bildern vom hitzeflimmernden Queen-K Highway angefangen. 24 Jahre Trainings- und Wettkampfjahre später war diese Art Begeisterung irgendwie verblasst und verschlissen, da schob sich plötzlich ein anderes Bild ins Objektiv der eigenen Wahrnehmung: Fjorde, Fähren, kaltes Wasser, heftige Winde, Rennstrecken an Orten, wo niemand jemals gestartet wäre, bevor Anfang dieses Jahrtausends der unglaubliche Norseman Xtreme Triathlon die Bühne betrat und eine neue Ära begründete.



Es ist genau 10 Jahre her, dass ich erstmals die Ehre hatte, dabei sein zu dürfen, mittlerweile waren es drei Starts. Und obwohl ich gelitten habe (ach, was HABE ich gelitten...) unter Kälte, Sturm Regen, Erschöpfung, hatte ich nie wieder den Wunsch, in wärmeren Gegenden unter angenehmeren Bedingungen zu starten. Genau genommen, habe ich seit 2007 keine Langdistanz außerhalb Skandinaviens mehr bestritten. In dem Jahr war ich in Kalmar (auch dort das dritte Mal, eins der letzten, bevor man zum Ironmanzirkus gehören wollte).


Schon nach dem ersten Mal Norseman also war mir bei aller Enttäuschung, das Schwarze Shirt des Gipfelfinishers verpasst zu haben, eins klar:
Es wird nie wieder ein zurück zu "normal" geben. 

NORTH OF COMFORT TRIATHLON trägt dem Rechnung und beschäftigt sich mit der Welt der schlimmen Triathlons, derer, die ausziehen, zu schwimmen, Rad zu fahren, zu laufen und zu frieren. Und wenn Ihr schön aufmerksam alles lest, erkläre ich nächstes Mal wirklich, was es mit den NORTH OF COMFORT BIG 5 auf sich hat. Know your northness!


Maybe it´s time to explain what it is about North Of Comfort Triathlon and the North Of Comfort Big 5!

Like most of all triathletes, I started with a vision of a blistering hot Queen-K-highway, dreaming of the Ironman Hawaii.
Over 24 years of training and competing, this vision faded and made place for a new inner view: fjords and ferries, cold water and heavy winds, race-courses in places, where nobody would have raced until the first years of this century, when the amazing Norseman Extreme Triathlon entered the stage and started a new era.

It is 10 years ago that I first had the honour of being part of this adventure, meanwhile I have been there for 3 times. Although I suffered by cold, windy and rainy conditions (and by God, DID I SUFFER), I have never again had the wish to race in warm and pleasant weather. Actually I have never again done any full distance triathlon outside of Scandinavia since 2007, when I was in Kalmar (third time as well, one of the last before they became part of the Ironman Circus).
So, despite all diappointment not having made it to a Black Shirt Finish at my first Norseman, I pretty soon knew, that there would no option ever to "back to normal" again. And this is what NORTH OF COMFORT TRIATHLON is about. It´s about those, who go out and swim, bike, run and freeze, racing where nobody would race. So, if you feel this is yours and you stay tuned, I may tell something about the NORTH OF COMFORT BIG 5 next time. Know your northness!






Montag, 29. Juli 2019

Nacht ohne Finsternis – Laponia Triathlon 2019, Gällivare, Schwed. Lappland









„Forth, and fear no darkness!“

„Errr, King, o King, Sir, which darkness?“



Eigentlich haben wir es ja gelernt, damals in der Schule. In den Deutschaufsätzen. Wiederholungsfehler, nicht immer dasselbe schreiben. Heute weiß ich: Keiner von denen war je in Lappland. Die wissen gar nichts. Niemand kann das beschreiben ohne viel zu oft das Wort „unwirklich“ zu verwenden. Tut mir leid, ist so. Also:

Laponia Triathlon. Eine winzige Veranstaltung, draußen, ganz weit draußen in Lappland, 67° Nord. Platz 2 meiner „Big 5“ der nördlichsten Langdistanzrennen meines Heimatplaneten. Platz 1, Lofoten Triathlon, habe ich 2017 geschafft, Platz 4 bis 5, Norseman und Oppland Xtreme, schon länger. Platz 3 hat letztes Jahr nicht funktioniert, da muss ich nochmal ran. Aber jetzt sind wir erst einmal in Gällivare. Man braucht ein bisschen Zeit, bis man hier ist. Flug nach Stockholm, dann 13 Stunden Nachtzug.  Wenn man da morgens aufwacht und aus dem Zugfenster sieht, traut man seinen Augen kaum. Man fährt durch eine Landschaft, die einen glauben, lässt man schliefe noch und alles wäre ein Traum. Muss man erleben, kann man nicht beschreiben. Fast hätte ich es unwirklich genannt... 

Gegend. Ohne Alles.
Von allen Besonderheiten dieses Rennens ist die Mitternachtssonne wohl die besonderste. Auch, wenn jeder weiß, dass es sie da gibt, knapp 100km nördlich des Polarkreises, ist man doch vollkommen unvorbereitet, wie es sich tatsächlich anfühlt. Es gibt keinen Morgen, keinen Abend, die ganze Zeit herrscht ein fast unwirkliches (1) Licht, als wäre es konstant kurz vor Sonnenuntergang. Da ist es natürlich Programm, dass der Start auf 0:00h gelegt wird, man bewegt sich also permanent durch die Nacht, ohne es wahrzunehmen. 
Das fängt schon auf dem Weg zum Start an. 22:30h


Das Wetter zeigt sich von der übelsten Seite, es ist kalt und regnet schon beim Check-In. Die Schwimmstrecke wurde wegen der Wassertemperatur von 13°C auf 750m verkürzt, 3°C in der Lufttemperatur machen es nicht besser. Nass ist es sowieso, das kann also nicht schlimmer werden.

Man ist auf jeden Fall froh, wenn man endlich im Neo steckt...
Ich bin schon häufig in kaltem Wasser geschwommen, 14°-16°C sind in Skandinavien ja eher die Regel als die Ausnahme, aber hier war ich das erst Mal heilfroh, dass ich nach 17 Minuten schon raus durfte.  Wer nicht rauswollte, und zwar aus dem beheizten Wechselzelt, waren alle schnelleren Schwimmer, da wärmt sich zuerst, wer zuerst kommt. Die Folge ist eine spektakulär lange Wechselzeit von über 20 Minuten. Mittlerweile lache ich darüber, aber das ist eine andere Sache, hängt mit dem zweiten Wechsel zusammen und kommt erst 7 Stunden später.

Draußen auf der Radstrecke ist es kalt und einsam. Wie gesagt, 3°C und Dauerregen. Schon bald beschäftigt mich nur noch der Gedanke, wie zum Teufel ich ohne Füße laufen soll. Ich kann aber schon so viel verraten: sie sind drangeblieben… Die Einsamkeit erklärt sich schon durch bloße Mathematik: 43 Starter auf 179 km ergeben weite Zwischenräume. Außer vor und nach den zwei Wendepunkten sieht man so gut wie niemanden.
Die Lappland-Strategie: Zieh alles an, was du mitgebracht hast! Und beeil dich... © Laponia Triathlon


Bei alldem: Diese Radstrecke! Nein, diese Radstrecke! Es ist sicher nicht die härteste im Xtreme-Zirkus, es ist nicht die steilste, die höchste, die längste. Aber noch nie, und ich meine NOCH NIE, habe ich auf dem Rad eine solch unwirkliche (2) Schönheit erlebt. Verstärkt durch das hypnotische Mittsommernachtslicht, breitet sich vor mir, hinter mir, um mich herum eine endlose, stille Wildnis aus. Ich halte Ausschau nach Rentieren und Elchen, aber außer ein paar frischen Kötteln auf der Straße sehe ich nichts. Die sind ja auch nicht so blöd, bei dem Wetter rauszugehen…

  
Zurück in T2 nach knapp 7 Stunden. Sogar hier fühlt man sich klein.

Der zweite Wechsel toppt dann alles. Gott sei Dank hat der Veranstalter einen beheizten Raum zur Verfügung gestellt. Ich brauche geschlagene 30 Minuten dafür, meine Wechseltüte müssen Helfer für mich öffnen, weil ich die Finger nicht bewegen kann. Von etwa 8 Mann, die gleichzeitig mit mir wechseln, geben 5 das Rennen an dieser Stelle auf. Überhaupt kommen nachher von 43 Starten nur 27 ins Ziel…

Mittlerweile habe ich erfahren, das auch die Laufstrecke verkürzt wird, man hat 11km, die über den Hausberg Dundret führen, gestrichen, weil der Teil bei dem Wetter zu gefährlich ist. Das ist eine Entscheidung, mit der ich absolut leben kann… Trotzdem sind es noch 31km. Ich muss zwar nur irgendwie durchkommen, wehtun kann das aber allemal.

 
Wieder im Nichts, diesmal zu Fuß. ©Laponia Triathlon / Hans Berggren Photography


Der Lauf hat es dann tatsächlich auch ohne die ausgelobte Bergwertung zum Dundret in sich. Der größte Teil verläuft über den Rallarstigen, einen historischen Weg tief im Wald. Etwa 30cm breit, genauso tief ausgetreten, voller Wurzeln und Steine. Um mich herum fast (Na? Richtig!) unwirkliche (3) Ronja-Räubertochter-Atmosphäre. Kein Mensch, kein Geräusch. Ich halte an und mache ein paar Fotos, damit man mir später glaubt… Schon eine ganze Weile kann ich nur noch gehen, die Achillessehne möchte auch mitreden. Naja, ist dann eben so, es gibt aktuell kein Zeitlimit, das ich verpassen könnte. Trotzdem beeile ich mich und pendle mich auf einen 9-Minuten-Schnitt ein, der mir am Ende einen Laufsplit von deutlich unter 5 Stunden einbringt.



Auf der Zielgeraden...
Schließlich werden es im Ziel 12:49 Stunden sein, die ich gebraucht habe. Wie so oft, habe ich unterwegs geschworen, nie wieder überhaupt Sport zu treiben und alle diesen Quatsch für immer sein zu lassen. Und wie immer ist kein Wort davon wahr gewesen. Der 13. Ironman, der zweitnördlichste der Erde, ist im Sack!

Wir Starter haben in dieser Nacht (tatsächlich, der zweite Wechsel hat zur besten Frühstückszeit stattgefunden - ich laufe mittags durchs Ziel…) echt gelitten, nicht unbedingt mehr als je zuvor, aber an der oberen Grenze davon. Niemand aber hat geleistet, was die Helfer des ausrichtenden Vereins Gällivare Endurance geleistet haben. Die sind die eigentlichen Helden, haben Verpflegungsposten bemannt, mitten in der Nacht draußen im Nirgendwo, nur gewärmt durch ein offenes Feuer, oder entlang der Schnellstraße E45, in der Gischt der vorbeirasenden LKW und Wohnmobile. 


Wir Athleten haben nur das Rennen absolviert, die Helfer aber haben uns das alles ermöglicht. Das darf keiner, der sich da draußen auf dem Rad oder irgendwo einsam im Wald selbst leidgetan hat, vergessen!


Danke Gällivare Endurance, dass Ihr tut, was Ihr tut. Danke an Laponia Triathlon für die Erlaubnis, die Bilder der wunderbaren Rennfotografen zu nutzen. Und danke an Susanne fürs immer dabei sein. Alleine könnte ich das nicht… 


Und danke fürs Lesen.

Sonntag, 28. Juli 2019

Night without darkness - Laponia Triathlon 2019, Gällivare, Swedish Lapland


"Forth, and fear no darkness!"

"Errr, King, o King, Sir, which darkness?"


Laponia Triathlon. A tiny event, far out in Swedish Lapland, 67° North. Ranked  2 on my "Big 5"list of the most northern long distance races of my home planet. I finished rank 1, Lofoten Triathlon, in 2017, rank 4 and 5, Norseman and Oppland Xtreme, earlier before. Rank 3 place didn't work well last year, so I´ll  have to be back there. But now we are in Gällivare. You need a little time to get here. Flight to Stockholm, then 13 hours by night train.  When you wake up in the morning and look out of the train window, you hardly believe what you see. The track takes you through a landscape that makes you think that you are still asleep and dreaming, hard to describe to those who haven´t been there... 



Somewhere out there.

 Of all the special things about this race, starting under the midnight sun is probably the most special one. Even if you know that it is there, about 100km north of the Arctic Circle, you are completely unprepared how it actually feels. You see no morning, no evening, you walk under an almost unreal light all day, like it was constantly close to sunset. And of course has the start been set to 0:00h, so you race through the night without even realising it. 




This already includes the short walk to the start area. 22:30h!
Meanwhile the weather turns to the worst, it is cold and starts raining already at the bike check-in. In fact, it only rains once: all the time… The swimming distance was shortened to 750m because of 13°C water temperature, 3°C in the air temperature don't make it better. It's wet anyway, so at least it can't get any worse.


Those are lucky, who already got their wetsuits on...

I have quite often had to swim in cold water, 14°-16°C are more than likely in Scandinavia, but this time I was definitely glad to get out of the warer after 17 minutes. All the faster swimmers did not want to get out, but not the water but the heated transition tent, first come, first warming up. The result is a spectacularly long transition time of more than 20 minutes. Today I laugh about it, but that's another thing which has to do with to the second transition 7 hours later.

Outside on the bike course it is cold and lonely. We all have to struggle with 3°C and continuous rain. Soon there is only one question I keep thinking of: how the hell I should run without feet? Well, I can already tell: I kept them… The loneliness is easily explained: 43 athletes on 179 km result in wide gaps. It is only close to the two turning points that you see anybody at all.


The Lapland strategy: Put on every piece of clothing that you brought with you! And hurry up... ©Laponia Triathlon
But still: Oh, what a bike course! It is certainly not the hardest in the Xtreme Triathlon Circus, it is not the steepest, the highest, the longest. But never, and I mean NEVER, have I ever experienced such an unreal beauty around me during the bike leg. Enchanted by the hypnotic light of the midnight sun, an endless, silent wilderness spreads out in front of me, behind me, around me. I keep looking for reindeer and moose, but apart from a few fresh droppings on the road there is nothing. They are probably not as mad as we are, going out in this weather...



Back in T2 after about 7 hours. Even here you feel tiny...

My second transition takes even longer than the first. Thank God the organizer provided a heated room. I need 30 minutes to do this, my transition bag has to be opened by volunteers because there is no feeling in my fingers anymore. 5 out of about 8 fellow athletes who joined me in the booth give up the race at this point. In the end, only 27 of 43 starters manage to cross the finish line...

Meanwhile I heard that the running distance has also been shortened, 11km leading up Dundret and back down have been cancelled, due to dangerous weather conditions. I must admit that I am not too unhappy with that decision... Nevertheless it's still 31km which have to be run. I only have to get through somehow, but it will hurt.

Out there in the middle of nowhere again, this time on foot. ©Laponia Triathlon / Hans Berggren Photography



The run leg still is far from easy. The main part follows Rallarstigen, a historical path deep in the forest. Only about 30cm wide, just as deep, and full of rocks and roots, surrounded by an unreal (yes, again…) Ronja Rövarsdotter atmosphere. No human around, no sound. I stop and take a few photos so that they will believe me afterwards... Meanwhile I have to walk for quite a while now, the achilles´ tendon takes its toll. Well, however, there is currently no time cutoff that I could miss. Nevertheless, I hurry up and settle for a 9-minute average, which in the end results in a run split of well under 5 hours.

On the home straight...


Back at Hellnerstadium, it finally took 12:49h to cross the finish line. As always, I had sworn to never do any kind of sports again and to quit all this nonsense forever. And as always, not a single word of that has been true. My 13th Ironman, the second furthest northern one on this planet, has been done!





We really suffered that night (actually, the second transition took place at breakfast time - I crossed the finish line at noon...), not necessarily more than ever before, but close to the limit. But none of us performed like the volunteers of Gällivare Endurance, the organizing local club, did. Those are the real heroes, they have manned aid stations in the middle of the night out there in the laponian void, only warmed by an open fire, or along the highway E45, in the spray of the passing trucks and mobile homes. 

We athletes only completed the race, but the volunteers made it all possible for us. Nobody who dwelt in self-pity out there on the bike or somewhere, lonely in the woods, should forget that!
Thank you Gällivare Endurance for doing what you do. Thanks to Laponia Triathlon and Hans Cedergren Photography for the kind permission to use some of the wonderful race pictures. And thanks to Susanne for always being there. I couldn't have done that alone…

Samstag, 15. Juni 2019

Know your northness! – Der Innere Soundtrack 1/2019


Give me a couple of days for an English version…

Nach der -vorübergehenden- Swedemanpleite im letzten Jahr erfülle ich mir 2019 endlich einen alten Wunsch. Das hier wollte ich schon länger mal, fast musste es sein (*Trommelwirbel*):

Platz 2 der „North Of Comfort Big 5“, die zweitnördlichste Langdistanz auf unserem Heimatplaneten, ein winziges Starterfeld, organisiert vom lokalen Club, keine Großserie. Das Allerbeste: Start unter Mitternachtssonne um 0:00h. Laponia Triathlon, muss ich hin.

Der Termin ist mit Anfang Juli recht früh im Jahr, seit OXTRI 2015 habe ich nicht mehr eine so kurze Vorbereitungszeit gehabt. Was hilft? Natürlich DER INNERE SOUNDTRACK. 15 Jahre nach dem Ersteinsatz auf Hawaii ist sogar wieder ein Track der damaligen Urausgabe dabei. Doch dazu später.

Dazu fällt mir nämlich noch eine weitere liebgewonnene Tradition ein: die Flöttmannsche Zahlenmystik der Unausweichlichkeit. Dieses Jahr: 15 Jahre nach Hawaii, 20 Jahre nach meiner Ironmanbestzeit von 12:11h in Klagenfurt 1999, 10 Jahre nach dem ersten Norseman-Start ist es, wie jedes Jahr, wieder Zeit für etwas Besonderes. Na also. Dann ans Werk!
HEAVYDIRTYSOUL - twenty one pilots
„Can you save, can you save, can you save my heavy, dirty soul?“ Gegenfrage: „Do you believe in rock´n roll? Can music save your mortal soul?“ Beides ja natürlich…
CHAMPION SOUND - Marteria & Casper
Wenn sich zwei so große Poeten zusammentun, kann nur ein unfassbarer Dicke-Hose-Sound dabei rauskommen. Form und Inhalt sind sowas von eins.

ANYTHING BUT DOWN - Sheryl Crow
Eine meiner Lieblingserstestrophezeilen. Auch sonst ist Sheryl Crow hier ganz gut aufgehoben, angeblich hat sie knappe 1:40h am Anstieg nach Alpe d´Huez stehen. Immerhin hat sich ihr Exfreund ja auch ein bisschen für Rennräder interessiert…

XOXO - Casper feat. Thees Uhlmann
Auch hier große Poesie. Herr Uhlmann verstärkt mit Worten aus purem Gold.

JUMPSUIT - twenty one pilots
Die twenty one pilots können einem Angst machen. Die können einfach alles. Chartspop und dann so eine brachiale Wand. 

TURNSTILE BLUES - Autolux
Auch Autolux waren schon einmal, ich glaube 2011, Bestandteil des Soundtracks. Damals habe ich etwas von „entspannt-brachialer Coolness“ daherschwadroniert. Darauf bin ich in total kritikloser Selbstgefälligkeit noch heute so stolz, dass ich es kommentar- und zusammenhanglos einfach stehen lasse.

THE RIVERBOAT SONG - Ocean Colour Scene
”Tell me, why does the river not flow?” Ja wie denn, ist doch alles voller Gitarren hier! Wieviel sind das? Zwanzig?

HIT THE CITY - Mark Lanegan
Das schönste, schrägste und coolste Duett, das ich kenne.

DEVIL’S ROAD - The Walkabouts
Eigentlich nur ein Demo. Dürfte aber gar nicht anders sein. Schön schrammelig und treibend.

I'M COMIN' HOME - Murder by Death
Klingt ein bisschen wie der böse Country-Cousin von Elwood Blues…

WHAT GOES AROUND...COMES AROUND  - Justin Timberlake
Justin Timberlake. Großer Entertainer, von seinen Liedern mag ich aber überhaupt nur drei. Dieses hier dann aber auch wirklich sehr.

ONLY HAPPY WHEN IT RAINS - Garbage
Der Urknall des Inneren Soundtrack. Ich habe schon oft erzählt, wie ich bei einer meiner früheren Hermannslaufteilnahmen kurz vor Oerlinghausen plötzlich aus heiterem Himmel „pour your misery down…“ in meinem inneren Ohr hatte und ich plötzlich, wie von einem Rückenwind getrieben, beschleunigen konnte. Der Ur-Soundtrack, 2004 für den Ironman Hawaii zusammengestellt, beinhaltetet dann natürlich auch diesen Track. Auch so eins meiner Lieblingslieder.

MY FAVOURITE GAME - The Cardigans
Wieso eigentlich erst jetzt? Eins dieser Lieder, von denen man sich wünscht, dass sie niemals enden. Wieso erst jetzt?

MR. BRIGHTSIDE - The Killers
Keine Pause, es ist nicht mehr weit…

LITTLE SISTER – Queens Of The Stone Age
Schönes bleibt. Volle Gitarre, Zero Schnickschnack.
Als Pacemaker gibt dieser Song einen 3:45h Marathon. Ich schwör!

BLAME - The Dark Shadows
Wir durften mit Brigitte Handley von den Dark Shadows letzten Winter die Bühne teilen. Schönes Andenken.
UNTITLED UNTIL TODAY - Joanna Gemma Auguri
Auch Joanna Auguri war mit dabei, letzten Winter in der alten Kapelle auf der Burg Sternberg. Dieses Stück ist mir sehr, sehr lange nicht mehr aus dem Kopf gegangen.

RUNNING UP THAT HILL – Placebo
10 Jahre später, anderer Berg. Müsste diesmal klappen…


Ich habe noch nie so lange gebraucht, den Inneren Soundtrack zu veröffentlichen, in 3 Wochen ist der Laponia Triathlon schon in vollem Gange. 
Schöner Gedanke. Ich muss jetzt raus, trainieren.


Dienstag, 6. November 2018

A Run, Not A Race - Being Velmerstot Ultra Marathon


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Vielleicht ist es jetzt mal an der Zeit, eine andere Geschichte zu erzählen, bevor das alles selbstverständlich geworden ist. Oder verschwunden.

Eigentlich ist das eine Geschichte ganz ohne Triathlon, nur am Anfang ein bisschen. Sonst gäbe es sie nämlich nicht.

Vor langer Zeit, als Triathlonwettkämpfe entweder IRONsowieso oder sowiesoMAN hießen, hatten mein bester Trainingskumpel und Coach Andreas und ich die Idee, eine Langdistanz mit dem Namen IRONANTON zu organisieren, benannt nach dem Aussichtsturm „Eiserner Anton“ am Hermannsweg, unserem Trainingsrevier. Es dürfte keine Überraschung sein, dass es bis heute bei der Idee blieb… Eine Laufstrecke hatte ich mir allerdings schon ausgedacht.

Viel später, im Juni 2015, eine Woche nach dem legendären ersten OPPLAND XTREME TRIATHLON, ergab es sich, dass Susanne und ich an einem herrlichen Sommerabend noch mit Joachim und Karen Nybakke, Njaal Reitan und Anna Ryymin, den Organisatoren der Veranstaltung zusammensaßen, um bei reichlich feinem Essen und Bier die Erstausgabe des OXTRI Revue passieren zu lassen. Das Besondere am OXTRI war, dass er nicht als Wettkampf, sondern als Abenteuer konzipiert war, ohne Zeitnahme, Urkunden und Medaillen. Irgendwann schlug Joachim vor, wir sollten doch in Deutschland auch so etwas organisieren. Kein Problem, antwortete ich, ein Konzept habe ich schon. Zumindest aber eine Laufstrecke, die auch als Offroad-Marathon taugte. Als wir an dem Abend als Freunde auseinandergingen, war die Saat gelegt…

Um es kurz zu machen: Noch im selben Winter kündigten sich Joachim und Njaal zur Erstausgabe des VELMERSTOT ULTRA MARATHON im Mai 2016 an. Sie waren die einzigen Starter, die unter unserem Motto „Ein Lauf, kein Rennen“ die ganze Strecke tatsächlich abgelaufen sind, begleitet von Jürgen Siegfried auf dem MTB und einigen Freunden auf kürzeren Teilstrecken. Abends gab es eine Party mit den Läufern und allen Helfern, damit war das Abenteuer beendet und alle hatten Spaß daran gehabt. So war auch der Plan gewesen. Hätten sich nicht irgendwann die Worte „nächstes Mal…“ in einige Köpfe geschlichen…

2017 waren wir plötzlich Organisationsteam für einen Ultramarathon. Wir hatten 12 Starter, darunter das ganze OXTRI Team. Wir hatten GPS-Tracking, das uns von RaceTracker aus Norwegen zur Verfügung gestellt worden war. Und wir hatten eine lange Grillparty mit Läufern und Team. Ein Spaß, kein Rennen. Aber anstrengend. Also sollte nach diesem schönen Erfolg (wenn alle zufrieden sind, sind wir auch zufrieden) aber nun wirklich das Abenteuer beendet sein. Ja. Wenn nicht… 

Wir haben es uns nicht leicht gemacht 2018. Lange haben wir uns beraten, so lange, dass es zum gewohnten Termin im Mai ohnehin zu spät war. Als wir endlich einen Entschluss gefasst hatten, mussten wir auch gleich ein neues Datum bestimmen. Wir wählten den Oktober, wenn für die meisten die Saison der großen Läufe vorbei wäre. Auch wenn der Kern des Teams durch berufliche Verpflichtungen geschwächt war (Quasi-Gründungsmitglied und Streckenfotograf Uwe konnte nicht dabei sein), sollte sich das im Nachhinein als Glücksgriff herausstellen. Wieder hatten wir Besuch aus Norwegen: Joachim wollte, erfolgreich übrigens, seine Zeit vom letzten Jahr verbessern. Am Morgen des 13.10. standen neben ihm 8 neue Teilnehmer und ein weiterer Wiederholungstäter an der Startlinie unter dem Eggeturm auf der Preußischen Velmerstot. Zwischen 4:45 und 7:00 Stunden später waren alle wieder an der Sparrenburg versammelt, wohlbehalten und gut gelaunt. Mit die größte Freude für uns als Team (Nein, wir sehen uns nicht als Veranstalter, auch wenn immer wieder scherzhaft von der Renndirektion die Rede ist. Der VUM ist und bleibt ein Lauf und kein Rennen! Nennen wir das Team lieber Ausdenker und Ermöglicher…) war, zu sehen, wie die schnellen Ankommer auf die späteren gewartet haben und alle von allen gefeiert wurden. Das gab uns das Gefühl, dass unsere Idee vom Lauf ohne Renncharakter angekommen und aufgenommen worden war (so, wie wir es zuvor bei OXTRI selber erlebt haben).

Nun stehen wir wieder am Anfang. Es gibt schon eine Reihe „Anmeldungen“ für 2019. Werden wir eine weitere Auflage durchziehen? Joachim hat uns ermahnt, dass, sobald etwas dreimal stattgefunden hat, es forthin als Tradition gilt. Es heißt, die Vokabeln „nächstes Mal“ und „wieder im Oktober“ wären zu hören gewesen, an einem sonnigen Samstagnachmittag an der Sparrenburg, aber wer weiß das schon… 





Maybe now is the time to tell a different story, before everything is going to be taken for granted or may have disappeared... Actually, this is a story without triathlon, well, just a bit, at its beginning. It would not have happened without.

Long ago, when triathlon competitions were either named IRONsomething or somethingMAN, my training-buddy and coach Andreas and I had the idea of ​​organizing a long distance race with the name IRONANTON, named after the viewpoint "Eiserner Anton" at the Hermannsweg, our favourite training ground. It should be no surprise that it still is nothing but an idea… However, I had already made up a potential run course. Much later, in June 2015, one week after the legendary first OPPLAND XTREME TRIATHLON, Susanne and I found ourselves spending a wonderful summer evening together with Joachim and Karen Nybakke, Njaal Reitan and Anna Ryymin, organizers of the event, to have a review of the first edition of the OXTRI with plenty of fine food and beer. The special thing about the OXTRI was, that it was never meant as a competition, more an adventure, without timing, certificates and medals. At some point Joachim suggested to organize something similar in Germany. No problem, I replied, I already have a plan. Well, at least I had a running track in mind, which would also do as an off-road marathon. When we left as friends that evening, the seed was laid ...

The story in brief: little later Joachim and Njaal announced that they´d be comming to Bielefeld for the first edition of the VELMERSTOT ULTRA MARATHON in May 2016. They were the only participants to test our track, following our motto „A Run, Not A Race“, accompanied by Jürgen Siegfried on MTB and some friends doing shorter distances. In the evening there was a party with the runners and all helpers, then the adventure was over and everyone had fun. That was the plan. If not somehow the words "next time ..." had found their way into some heads ...

In 2017, we suddenly found ourselves as organizing team for an ultramarathon. We had 12 starters, including the whole OXTRI team. We had GPS tracking provided by RaceTracker of Norway. We had a long barbecue party with runners and team. A fun, not a race. But exhausting. So, after this beautiful success (yes, we are happy, if anybody is happy) the adventure should really have come to an end for us. Well, if not...

It was no easy decision for us in 2018. We discussed for quite a long time, for such a long time that it had already become too late for the usual date in May. So, when we finally had a decision, we also had to set a new date. We chose October, when most of the big races would be over. Even with some of the team´s inner circle missing due to professional commitments, this should turn out to be just the right thing in retrospect. Again, we had visitors (well, a visitor) from Norway: Joachim (successfully, by the way) wanted to improve last year´s time. On the morning of October 13th, 8 new participants and one repeater accompanied him at the start line under the Eggeturm on the Preußische Velmerstot. Between 4:45 and 7:00 hours later, everybody gathered again at the Sparrenburg in Bielefeld, all well and good humoured. The greatest pleasure for us as a team (no, we are not race-organizers, even if we call ourselves “race director” which is meant as a joke. The VUM is, has been and will always be only a run, not a race! Probably we are more inventors or enabler…) was to see the faster runners waiting for the slower ones and everybody being cheered by everybody. This gave us the feeling that our idea had found its way into the minds as the race without racing (just like it happened to us before with OXTRI).

Now, once more, we stand at the beginning. We already have some "registrations" for 2019. Will we go through another edition? Joachim reminded us that, when something takes place three times, it is considered as a tradition. Some say, that words like "next time" and "again in October" had been heard that Saturday
afternoon at the Sparrenburg, but who knows…